Die unglaubliche Ästhetik rostenden Blechs

oder

"zurück zur Natur"

(eine persönliche Betrachtung)

 

Sie RUFEN

wenn man genau hinhört, kann man es hören -

Sie rufen Heh, komm her, lass mich wieder auf die Strasse, ich bin noch gar nicht soo alt

los, los, mit etwas Luft in den Reifen und frischem Sprit im Tank fahre ich dich, wohin du willst !

 

Ich meine damit alte, nicht mehr fahrtüchtige Autos, - in unserem aufgeräumten Deutschland schon längst aus dem

Panorama verschwunden, in Griechenland,

Süd-Frankreich, Spanien und Portugal durchaus noch anzutreffen, nicht unbedingt nur auf abgeschlossenen

Schrottplätzen, sondern einfach abgestellt an der Strasse,

im Garten, wild in der Natur, versteckt in einer Scheune, in einer Schlucht, so wie sie damals, vielleicht nach einem Unfall, liegengeblieben sind.

 

Leider hat spätestens seit ca. der Einführung des VW Golf ein Prozess eingesetzt, der einer traditionellen "Handarbeit", einer persönlichen Bearbeitung durch einen

Handwerker mit einer "Liebe" in der Bearbeitung, völlig widerspricht.

Der Untergang des markanten typischen Vertreter einer Fahrzeugklasse, sei es ein Cabrio, Sportwagen, oder ein ganz ordinärer Kombi der sich durch ein eigenes

"Gesicht" von den anderern abhob, ist zugunsten von gleichgeschaltetet Windkanalgeprüften Blechdosen besiegelt worden.

Anonyme Modelle werden Heute in "Fliessfabriken" von Maschinen durchprozessiert erzeugt und der einzige Mensch der noch ehrliches Interesse zeigt,

ist der Verkäufer im Autohaus, der Ihnen den neuen Wagen übergibt, weil er direkt davon lebt.

ALTE Autos besitzen ein Charisma, das Heute bei etwas, das von Robotern zusammengebaut ist, nicht mehr erreicht werden kann.

Der "schräge" Blick eines 40 Jahre alten Renault 4 mit halbmond-förmigem Kühlergrill, das verschmitze "Grinsen" eines 6 Volt VW Käfer 1200 von 1962

mit doppelter Stossstange oder die geschwungene Eleganz eines Mercedes 220 S Baujahr 64 mit den langen "Haifischflossen" Kotflügeln -

diese Faszination lässt sich für den "nicht-infizierten" schwer beschreiben.

Das Auto erhält sozusagen durch die Benutzung "Lebensspuren" - Jeder Eigentümer,

Fahrer oder Beifahrer, hat ein Teil seines Lebens

mit oder IN diesem Auto verbracht - etwas davon ist immer noch zu spüren...

Das Auto erhält ganz eigenen Spuren, sozusagen Gesichtszüge, verleichbar mit den

Falten und Narben eines Gesichts.

 

Setzten Sie einmal in ein altes Auto, das schon seit Jahren auf einem Platz steht,

man kann es riechen und fühlen, der Geruch nach Öl und Benzin, altem Leder, Gummi,

Holz, der Geruch des umgebenden Grases oder Blumen vermischt sich darin zu einer einzigartigen Komposition.

Der Rest spielt sich in der Phantasie des Betrachters ab, der willens ist, auf die Einzelheiten zu achten -

Die Delle im Kotflügel - war der Fahrer betrunken und schafte in der dunklen Regennacht die Kurve nicht mehr ?

Dieser Kratzer im Holz des Armaturenbretts, wer hat den wohl da hineingemacht ?

Welches Liebespaar hat sich hier zum ersten Mal geküsst ?

Wie sahen die Leute aus, die mit im vollgepackten Auto schwitzend mit den 3 kreischenden Kleinkindern auf dem Rücksitz,

in das Ferienhaus im Süden unterwegs waren ? kamen Sie glücklich aus dem Urlaub zurück ?

Wenn wir sehr viel Glück haben, finden wir sogar "Beweise" für das Leben vorher und der höchste Grad der Kommunkation

zwischen Oldtimer und Betrachter ist erreicht, wenn das "totgeglaubte " Automobil zu uns "spricht".

Durch bestimmte Zeichen können Sie sich "verständlich" machen, sie versuchen sozusagen, uns etwas über sich zu erzählen,

das kann eine alte Autobahn-Vignette sein, ein Werbeaufkleber aus einer Stadt, der Servicesticker einer Werkstatt.

eine Münze, die zwischen die Polster der Rückbank gerutscht ist, eine alte Tankquittung im Handschuhfach,

den Ölwechsel-Zettel im Motorraum, der Wagenheber, welcher samt Original-Bordwerkzeug im Kofferraum schlummert.

Mit etwas Fantasie kann man sich so den "Lebensweg" dieses Autos vorstellen, auch wenn man sonst darüber keine Informationen besitzt.

 

Also, wenn Sie unterwegs einen alten Veteranen sehen, grasüberwuchert auf der Wiese oder in einer Scheune abgestellt , gehen Sie hin, sagen Sie "Hallo"

und begrüssen Sie ihn wie einen alten Freund, einen Oldtimer zu untersuchen, ist immer ein Abenteuer, ich wünsche Ihnen dabei viel Spass !

Die Bilder sind von dieser Seite >>>> http://wrecks.free.fr/epaves.htm